Thomas-Mann-Schule Lübeck Projektbeschreibung
„Neobiota - Neue Lebewesen, altes Problem“
Als Forschungsthema für unseren Projekttag auf der ALDEBARAN haben wir „den Einfluss von Neobiota auf die Artenvielfalt in der Lübecker Bucht und an der Travemündung“ gewählt. Eingeschleppte Fremdarten gefährden das Leben der regionalen Flora und Fauna und vermindern die Biodiversität. Die Hoffnung, dass neue Arten das Ökosystem bereichern könnten, wird durch die häufig widerstandslose Verbreitung der eingeschleppten Organismen und das dadurch bedingte Aussterben der beheimateten Populationsbestände enttäuscht. Dieses meist durch den menschlichen Schiffverkehr erzeugte global zu betrachtende Problem könnte auf regionaler Ebene besondere Erkenntnisse hervorbringen. Die Artenvielfalt in dem größten Brackwassermeer der Welt ist bereits aufgrund der stark schwankenden abiotischen Umweltfaktoren sehr gering. Welche Lebensumstände die neuen Pflanzen und Tiere hier zu erwarten haben, galt es herauszufinden, damit man auf Toleranzbereiche und Anpassungsvorrichtungen schließen kann.
Uns vier Mädchen und zwei Jungs aus der 11. und 12. Klasse mit naturwissenschaftlichem Profil der Thomas-Mann-Schule Lübeck vereint die Abenteurerlustigkeit, aber auch der naturwissenschaftliche Forschungswille, was man sowohl an unserer Profilwahl als auch an dem regelmäßigen Besuchen von außerschulischen Veranstaltungen an der Universität zu Lübeck sieht. Bereits im September letzten Jahres waren die Zwölftklässler unserer Gruppe eine Woche lang mit der Dreimastbark „Alexander von Humboldt II“ auf der Ostsee unterwegs und haben im Rahmen eines biologischen Projektes ökologische Untersuchungen durchgeführt. Diesmal wollen wir jahrgangsübergreifend arbeiten! Unsere 12. Klasse beschäftigt sich gerade mit dem Projekt „Biomonitoring der Wakenitz - Ursachensuche für das partielle Schilfsterben“, ein mehrjähriges Kooperationsprojekt der Schülerakademie (SaLü) der Lübecker Universität und unserer Schule, was die 11. Klasse dann im nächsten Jahr übernehmen wird. Die Exkursion auf der ALDEBARAN war eine vortreffliche Ergänzung unserer naturwissenschaftlichen Ausrichtung und hat unser gegenseitiges Kennenlernen, unsere methodischen Kenntnisse sowie die kritische Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen unterstützt.
Während unserer Forschungsfahrt wollten wir zum einen Neobionten – wie zum Beispiel die Chinesische Wollhandkrabbe, Rippenquallen, eingeschleppte Muschelarten oder die Rotalge Gracilaria vermiculophylla - finden und vielleicht mit Hilfe einer Unterwasserkamera bestimmen. Zum anderen war das Sammeln von Wasserproben und deren Untersuchung hinsichtlich chemischer Parameter, wie Salinität, Sauerstoffgehalt und Nährsalzkonzentration ein Hauptteil unserer praktischen Arbeit. Anhand von Bioindikatoren haben wir unsere Messwerte überprüfen. Durch das Vergleichen der Messergebnisse mit dem Neobiontenvorkommen wollen wir versuchen auf die Lebensbedingungen für eingeschleppte Arten in dem fremden Ökosystem schlussfolgern. Diese Auswertung könnte unsere These, dass Neobiota euryök sind, bestätigen. Unser Interesse gilt auch Unterschiede zwischen den Resultaten der brackigen Lübecker Bucht, welche in den geohistorischen Entwicklungsphasen der Ostsee stets im Salzgehalt geschwankt hat, und der süßwasserhaltigen Trave. Insbesondere der Travemünder Hafen bot einen spannenden Untersuchungsort für unser Forschungsprojekt.
Der begleitende Wissenschaftspate des Projektes war Dr. Ivo Bobsien vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR / RADOST-Projekt).
Fotos zur Veranstaltung finden Sie unter: SailingLab Artenvielfalt auf Facebook